Einklang hat geschrieben:Anders gefragt: Ist das "Panning" der Stützmikros irrelevant, wenn sie 20 ms "nach dem Hauptmikrofon eintreffen" und nicht mehr als 10 dB lauter sind?
Auf dem OH ist die Snare leicht rechts. Stützmikro recht weit nach links gepannt. Allein - d. h. ohne sonstige Änderungen - eine Verzögerung des Overheads um +/-10 ms hat enorme Auswirkungen auf die Lokalisation der Snare.
Die erste Frage betrifft die verzögerte Stützmikrofontechnik gegen ein "goldenes" Hauptmikrofonsystem.
Die Antwort ist ja. Die Erfinder der verzögerten Stützmikrofontechnik sagen sogar, dass man alle Stützmikrofone mit den Panpots eingestellen kann wohin man möchte, wenn die Signale "richtig" verzögert sind. Denkbar wäre, alle Stützen ins Center zu pannen. Durch die angepasste richtige Verzögerung und den geringen Zumischpegel der Stützmikrofone sollte sich das Zumischsignal nicht richtungsmäßig im Stereopanorama auswirken. Es gibt zwei Theorieschulen, die einen meinen, dass die Signale ganz genau mit der Zeit verzögert werden sollen, die dem Abstand von der Stütze zum Hauptmikrofon entspricht, die anderen meinen, man sollte gut 10 ms mehr verzögern, als es dem genauen Zeitunterschied entspricht, dann wird das Stützsignal zu einer frühen Reflexion.
Du meinst, dass die Verzögerung des Overhead-Mikrofonsystems enorme Auswirkungen auf die Lokalisation der nah aufgenommenen Snare hat. Das wage ich zu bezweifeln. Was ich aber weiß ist, dass sich der Räumlichkeitseindruck ändert.
Wenn man solche Zeit-Manipulationen vornimmt, dann sollte man mit ganz besonderer Sorgfalt vorgehen, wenn man nicht ein Zufallsergebnis haben möchte. Ein Hauptmikrofonsystem muss ein deutliches Hauptmikrofon darstellen. Dabei muss schon 90 Prozent des Signals klanglich stimmen. Dann kann man Stützmikrofone mit geringem Pegel vorsichtig hinzufügen und homöopathische Änderungen am Klang vornehmen. Das kann mit oder ohne Verzögerung geschehen. Bei Popmusik wird man dieses niemals einsetzen.
Mikrofonaufbauten für Lautsprecherbeschallung sollten prinzipiell anders optimiert werden als Mikrofonaufbauten für Tonaufnahmen. Der Haaseffekt mit dem Zusatzdelay von 20 ms +/-10 ms sollte zur nützlichen Ansteuerung von Zusatzlautsprechern bei der Beschallung von großen Zuschauermengen verwendet werden, um hörmäßig die Richtung der Band mit den Bühnenlautsprechern zu bieten. Der Haaseffekt mit seinem Trading hat gegensinnige Kompensations-Signale, diese sind: "früher = leiser und später = lauter". Das erscheint zumindest "unnatürlich".
Zur Gewinnung von Phantomschallquellen ist der Haaseffekt nicht geeignet, denn dazu braucht man zur Erzeugung von korrekten Phantomschallquellen bei Äquivalenzstereofonie gleichsinnig addierende Signale, diese sind ganz natürlich: früher = lauter und später = leiser. Das ist logisch, wie der Schall, der von seitwärts auf unsere Ohren trifft.
Ich erwarte nicht, dass dieses verstanden wird, aber ich weise auf zwei Blätter hin:
Wichtige Pegel- und Laufzeitdifferenzkurven für Lautsprechersignale - Trading
Bereich des Gesetzes der 1. Wellenfront und der Summenlokalisation
Man achte auf die vier Quadranten. Die Quadranten für die Erzeugung von Phantomschallquellen mit Pegeldifferenzen und Laufzeitdifferenzen (Summenlokalisation) sind recht unscheinbar. Die Quadranten für den Haas-Effekt fallen sehr ins Auge.
Viele Grüße ebs