low-fi hat geschrieben:Warum werden akustische Solo-Gitarren immer mit maximal 2 Mikrofonen aufgenommen. Im Internet habe ich zumindest noch kein Beispiel gefunden, in dem ein ähnlicher Aufwand betrieben würde, wie z. B. bei der Abnahme des Flügels, im Beispiel des 'Goldenen Bobbys' vom Tonmeisterverband. Stütz- oder Raummikrofone, die den Klang verfeinern, scheint hier niemand einzusetzen.
Diese Aussage stimmt sicher so nicht generell. Ausschlaggebend für die Mikrofonierung ist doch immer der "gewünschte Klang" und damit spielt die Komposition und der Musikstil die wichtigste Rolle, die einen bestimmten Klang erfordern.
In einem guten akustischen Raum sind bei sorgfältiger Auswahl und dem richtigen Aufstellungsort des Mikrofonsystems sehr gute Aufnahmen von Soloinstrumenten zu machen.
Üblich sind für Stereoaufnahmen von Soloinstrumenten zwei zusammengemischte "Nahmikrofone" und zwei "Fernmikrofone", weil überwiegend der Wunsch der Künstler besteht, gleichzeitig (!) intimen und großen Stereoklang bei angemessener Räumlichkeit zu erzielen.
low-fi hat geschrieben:Die meisten Beispiele für Mikrofonierungen werden in der 'Besenkammer' oder im Studio demonstriert, wo Raummikrofone auch wenig Sinn machen würden. Trotzdem frage ich mich, ob man den Klang durch Stütz- und Hauptmikrofone nicht genauso 'verfeinern' könnte, wie es z. B. bei einem Flügel gemacht wird. Allein die Größe und Lautheit eines Instruments, kann doch nicht der Maßstab für die Mikrofonierung sein. Oder glaubt man mit zwei Mikrofonen schon alles Hörbare getan zu haben?
Ob die Größe und die Lautheit des Musikers wichtig für die Aufnahme ist, hängt von den speziellen eigenen Klangwünschen ab. Jedenfalls sind die in das Stereo-Center zwischen beide Lautsprecher gepannten Signale immer direkt, groß und laut - beinhalten jedoch
nicht den geringsten "Stereoeffekt". Wirklich groß und gewichtig wahrgenomme Schallquellen sind in "Stereo" nur auf diese Art zu verwirklichen. Größer geht nicht.
Das wurde klar erkannt und wird bei der Mischung der heutigen "Verbrauchsmusik" allgemein so gemacht, die unter dem Motto steht: "Druckvolle Lautstärke muss ständig sein".
Zur allgemeinen "Größenwahrnehmung" gibt es einen tiefgreifenden Artikel von Andreas Gernemann-Paulsen:
"Die stereofone Perspektive - eine Definition und praktische Anwendung (Seite 399)".Alles ist eben möglich - vom 'verfeinerten' Stereoklang mit großer Dynamik bis hin zum kompakten 'Stereo'-Klang dichtgedrängt im Center mit recht geringer Dynamik.
low-fi hat geschrieben:Neben einer Hausarbeit zum Thema, die man käuflich erwerben kann und deren Inhalt zumindest beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses wenig Neues zu bieten scheint, gibt es eben nur die üblichen Beispiele von Mono-, Pseudo-Stereo, und Stereo-Aufnahmen. Hat jemand hier aus dem Forum eine Gitarre schon einmal raffinierter mikrofoniert? Oder gibt es andere Gründe, warum Tontechniker nur bei Flügeln oder Orgeln zur Höchstform auflaufen?
Warum sollten sich Tontechniker nur bei Flügeln und Orgeln anstrengen?
Hier sind zwei Beispiele für klassische Solo-Gitarre in Stereo, bei der sich der Tonverantwortliche durch raffinierte Mikrofonierung angestrengt hat
"Komplette Gitarrenwerke von Heitor Villa-Lobos" und
"Spanische Gitarrenmusik mit Wolfgang Lendle".
Viele Grüße ebs